Was geschah!

Der 03.12.2009

Am Vorabend des 03.12.2009 übernachtete Martin, mit seiner Freundin Roxy bei uns zu Hause in Wietzendorf, was eigentlich sehr selten vor kam. Am Donnerstag Morgen verließen beide das Haus. Ich hörte die Beiden, wie sie sich fertig machten und mal wieder spät dran waren. Gerne hätte ich sie verabschiedet, war dann aber doch der Meinung sie lieber in Ruhe zu lassen, da die Zeit ja schon sehr knapp war.

Martin fuhr Roxy noch nach Soltau und anschließend nach Lüneburg zur Berufsschule.

Roxanne erzählte mir später, das sie Martin überreden wollte nicht zur Schule zu fahren. Da sie ein ungutes Gefühl hatte. Doch er fuhr, denn er stand kurz vor seiner Abschlussprüfung.

Der Tag verlief dann für alle ganz gewöhnlich.

Kurz nach 16.00 Uhr rief mich Roxy mit äußerst besorgter Stimme an,ob ich etwas von Martin gehört hätte. Er wollte schon gegen 15.30 Uhr bei ihr gewesen sein ,sein Handy sei aus und er hätte es am Vorabend erst aufgeladen.

Ich wusste sofort das etwas Schlimmes passiert sein musste und rief Andre meinen Mann, auf dem Handy an, erzählte von dem Anruf und bat ihn nach Hause zu kommen ,um mit mir die Strecke ab zu fahren. Er reagierte erst etwas genervt und meinte, das würde nichts bringen da wir nicht wussten, welche Strecke er gefahren sei. Ich bekam Panik und rief bei der Polizei in Soltau an.Dort sagte man mir, das bislang kein Unfall gemeldet wurde, sie sich aber erkundigen und mich zurückrufen würden. Das war 16.20 Uhr, der Unfall ereignete sich 15.15Uhr und war mit Sicherheit , zu diesem Zeitpunkt schon dort bekannt. Gegen 17.00 Uhr rief mein Mann erneut bei der Polizei in Soltau an, da auch er jetzt mit der Angst bekam und wieder sagte man uns , das sie sich erst in Lüneburg erkundigen müssten, es aber einige Zeit dauern würde da sehr viel los wäre.Wir wollten aber nicht mehr warten und riefen selber in Lüneburg an. Dort sagte man uns es sei kein Unfall bekannt.

Die Zeit kam mir wie eine Ewigkeit vor und ich wünschte mir so sehr, das mein Kleiner sich doch melden würde. Ich wollte etwas tun, war voller Panik und so unendlich hilflos.

Während mein Mann unter der Dusche war klingelte es an der Haustür. Ich dachte nur : endlich!!!.Doch durch die Glasscheibe der Tür konnte ich eine gelbe Regenjacke erkennen, wie sie auch in der Firma meines Mannes getragen werden und glaubt es sei unser Freund Michi.

Als ich die Tür öffnete,begriff ich vorerst nicht, das es sich um Polizisten handelte, erst als ich auf dem Kragen des Pullovers der Polizistin die Aufschrift Polizei lass, begriff ich endlich und es platze aus mir heraus „was ist mit meinem Sohn “?Die Polizisten baten mich daraufhin, sie erst einmal herein zu lassen. Dann sagten sie: „ihr Sohn ist ein Rennen gefahren und dabei tödlich verunglückt“. Über Gedanken und Empfindungen, brauch ich an dieser Stelle ja nicht schreiben.

Ich bemühte mich, das gesagte zu begreifen und fragte wo mein Kind sei,ich wollte ihn sehen.

Daraufhin bekam ich die Antwort:“tun sie sich das nicht an, ihr Sohn ist in seinem Auto verbrannt,behalten sie ihn so in Erinnerung wie sie ihn zuletzt gesehen haben“.

Ab da begann der nicht enden wollende Alptraum.

Wir alle versuchten zu verstehen was geschehen ist, können es bis heute aber nicht. Nicht einmal Abschied konnten wir nehmen. Ganz plötzlich ist er nicht mehr da und es bleiben Fragen über Fragen.

Was ist geschehen und warum???

Eine Antwort werden wir wohl nie bekommen.

Doch das von der Polizei besagte und in den Medien beschriebene Rennen können, alle die Martin gut kannten so nicht glauben,

Der Schulkollege mit dem Martin unterwegs war berichtete uns uns glaubhaft folgendes :

Martin und er verabschiedeten sich nach der Schule auf dem Parkplatz, Martin für voraus und er folgte ihm kurze Zeit später. Etwas später holte er Martin ein und überholte ihn und noch ein paar weitere Autos.Irgendwann sah er im Rückspiegel, das Martin wieder hinter ihm war und somit ebenfalls einige Fahrzeuge überholt haben musste.Später verabschiedete sich sich der Kollege mit dem Warnblinker , in dem Glauben das Martin abbiegen und eine andere Strecke fahren würde. Doch Martin entschloss sich ihm zu folgen. Durch einen Blick des Kollegen in den Rückspiegel, bemerkte er den Unfall hielt an und versuchte zu helfen.

Sicherlich waren die beiden zu schnell unterwegs und mögen auch leichtsinnig überholt haben,aber ein Rennen gefahren zu sein, ist aus dieser Schilderung nicht erkennbar. Rasantes fahren ja, aber ein Rennen nein, das passt nicht zum Wesen von unserem Kind.

Wie auch immer, mit Gewissheit werden wir das nie erfahren, es ändert auch nichts an dem Verlust und an dem Schmerz mit dem wir Leben müssen